Fasten ist heute wahrscheinlich die am wenigsten praktizierte, aber am meisten missverstandene und missbrauchte geistliche Übung. Lange Zeit war es das Kernstück der geistlichen Übungen in der Nachfolge. Alle großen Männer im alten Testament fasteten und die erste Geschichte im Erwachsenen-Leben von Jesus ist seine 40-tägige Fastenzeit, die wir auch schon von Mose und Elia kennen. Erst danach beginnt Jesus öffentlich zu wirken.
Die zentralen Charaktere im neuen Testament behielten diese Gewohnheit bei, genauso wie die ersten Gemeinden. Sie fasteten zweimal pro Woche und taten dies über ein ganzes Jahrtausend lang so. Mit der Zeit trat das Fasten immer mehr in den Hintergrund und das nicht ganz überraschend: In unserer heutigen Kultur spielen Nahrungsmittel, Überfluss, Luxus und Abhängigkeiten eine große Rolle. Psychologen sprechen hier vom Lustprinzip, dem Streben nach sofortiger Befriedigung der inneren Bedürfnisse und Triebe.
Was unseren Körper betrifft, sind wir oft eher Sklaven als Herrschende. Das Fasten ist eine uralte Übung, um die Macht des „Fleisches“ zu brechen: die Begierden, Gelüste, Sehnsüchte, Triebe, Verlangen, Schuld. Und so Gott zu suchen und ihm wieder näher zu kommen, denn Fasten ändert nicht Gott, es ändert in erster Linie mich.